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Rhetorik als Onlinekurs – geht das?

Frau Dr. Ballin-Meyer-Ahrens hat dieses Semester einen Online-Rhetorik-Kurs über die Lehr- und Lernplattform LEA der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gegeben. Hier schildert sie, welche Herausforderungen sich dabei ergeben haben und wie der Kurs schlussendlich erfolgreich umgesetzt wurde.
Sprechende Frau_colourbox_2376382.jpg (DE)

Wie ist es überhaupt möglich Rhetorik online zu unterrichten?

Dr. Ballin-Meyer-Ahrens: Zunächst schien die Gestaltung eines Rhetorik-Kurses online eine unüberwindbare Hürde zu sein. Zwar geht es um das freie Sprechen. Aber eine Zoom-Sitzung, in der eine Person vorträgt, wäre sehr einseitig gewesen und der Austausch wäre gerade im Bereich der Rhetorik nicht mit einer Präsenzveranstaltung zu vergleichen. 

So kam die Idee auf, den Kurs mit Selbstlernaufgaben über LEA stattfinden zu lassen. Bei der Gestaltung des Kurses fand ich vor allem die Implementierung auf der LEA-Plattform sehr kompliziert. Mit dem Support vom E-Learning-Team konnten die Probleme dann aber zeitnah gelöst werden. Für die Studierenden wiederrum war die Nutzung ganz einfach.

Wie genau war der Ablauf?

Dr. Ballin-Meyer-Ahrens: Der Rhetorik-Kurs fand generell auf der Basis eines Selbstlernprogramms statt. Er bestand grundsätzlich aus sieben Wochen à vier Unterrichtsstunden. Hierfür diente der LEA-Demokurs als Vorlage.

Jede Woche gab es eine neue Aufgabe, beispielsweise neue Techniken zum Erarbeiten von Vorträgen, der Umgang mit Lampenfieber oder das Erarbeiten des Kurzvortrags. Diese Aufgaben mussten dokumentiert und bis zu einer Deadline abgegeben werden. Teilweise erfolgte die Dokumentation als kurzes Video, meist aber schriftlich.

Student nimmt ein Video von sich auf_colourbox 46890581.jpg (DE)

Die Studierenden haben ihre Vorgehensweise und ihre Ergebnisse erläutert und ab und zu auch ein kleines Feedback zur Aufgabe gegeben.
Zusätzlich wurden die Teilnehmenden auf sechs Termine verteilt, bis zu dem sie ein Video hochladen mussten. Hierbei handelte es sich um einen aufgezeichneten Vortrag von zehn Minuten über ein vorbereitetes Hausarbeitsthema und eine begleitende PowerPoint-Präsentation. Die Studierenden haben hervorragende Videos eingereicht, bei denen sie sich über das Setting und den Aufbau viele Gedanken gemacht, sowie unterschiedliche Techniken genutzt haben. Außerdem war es möglich, besonders gelungene Vorträge im Seminar zu teilen, damit sie von allen angeschaut werden konnten. In der siebten Sitzung, die über Zoom stattfand, haben wir den Kurs nochmal Revue passieren lassen und einen Kurzvortrag gehalten.

Sanduhr vor grauem Hintergrund_colourbox 1892384.jpg (DE)

Gab es denn auch Vorteile beim Onlinekurs?

Dr. Ballin-Meyer-Ahrens: Gerade die Aufnahme eines Vortrags auf Video hat dazu geführt, dass die Studierenden etwas selbstkritischer auf den eigenen Vortrag schauen und diesen leichter reflektieren als in einer Präsenzveranstaltung. Hierbei ist die Vorbereitung für die Studierenden ähnlich, wie die für einen Vortrag in einer Präsenzveranstaltung. 

Auch, dass es möglich war, sich die Vortragsvideos der anderen Teilnehmenden anzuschauen und Vergleichsmöglichkeiten zu haben, gefiel den Studierenden. Da die Vorträge, im Gegensatz zu einer Präsenzveranstaltung, etwas kürzer waren, konnte die Konzentration der Studierenden etwas geschont und für die Aufgaben genutzt werden. Zudem stand den Studierenden durch den Selbstlerncharakter die Zeiteinteilung frei, was stark befürwortet wurde. Grundsätzlich haben beide Veranstaltungstypen ihre Vor- und Nachteile.

Laptop Videokonferenz Teilnehmende colourbox 44636408.jpg (DE)

Wie war das Feedback der Studierenden? 

Dr. Ballin-Meyer-Ahrens: Vor allem bei den zehnminütigen Vorträgen haben die Studierenden das Feedback gegeben, dass sie versucht haben, den Vortrag so zu konzipieren, als würde er in einem Seminarraum gehalten werden. Somit konnte ein wichtiges Ziel des Kurses erreicht werden. 

Natürlich hat den Studierenden die Präsenzlehre gefehlt, und alle waren sich einig, dass Rhetorik eher ein Fach für die Präsenzlehre ist. Trotzdem waren die Rückmeldungen für die Selbstlernaufgaben positiv. Die Dokumentationen der Aufgaben waren oft sehr detailliert und ausführlich und gaben Feedback darüber, welche Aufgaben Spaß gemacht haben.

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Zudem gab es eine hundertprozentige Rücklaufquote für die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit. Auch die Studierenden haben für jede Aufgabe ein umfangreiches Feedback bekommen, um den Nachteilen, die ein Selbstlernprogramm birgt, weitestgehend vorzubeugen. Generell fiel die Rückmeldung der Studierenden so aus, dass ein weiterer Rhetorik-Kurs auch nächstes Semester online gut vorstellbar ist.

E-Learning-Team: Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Ballin-Meyer-Ahrens.

Portrait Frau Dr. Ballin.jpg (DE)

Im Interview:

Frau Dr. Ballin-Meyer-Ahrens
Selbstständige Beraterin für politische Strategien in Entwicklungsländern

Lehrbeauftragte an der H-BRS

ballinmeyerahrens@t-online.de
0214-9098652

Bildungsfenster_16.9_1.jpg

Podcast-Fans aufgepasst: Zu diesem Thema gibt es auch ein Interview mit Frau Dr. Ballin-Meyer-Ahrens. Als Rhetorik-Profi hat das Team von "Bildungsfenster" Frau Ballin zu den Herausforderungen befragt, die sie als Dozentin während der Pandemie zu bewältigen hat. Hier geht es zur Podcastfolge: Rhetorik als Onlinekurs: Nicht nur für Youtube-Stars