Vizepräsidentin Transfer, Innovation und Nachhaltigkeit (VP4)
Bürgerwissenschaften
Interessierte konnten sich aktiv einbringen und zusammen mit den Forschenden Fragestellungen entwickeln, Daten sammeln und gegebenenfalls gemeinsam analysieren und anwenden. Als Austauschplattformen wurden CitizenLabs mit verschiedenen Themen und Interaktionsformaten entwickelt. Hier wurden naturwissenschaftliche, technische und gesellschaftlich relevante Fragen zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen aufgegriffen. Übergreifend beschäftigten die CitizenLabs sich mit dem Thema Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven. Unsere Projektpartner waren das Forschungszentrum Jülich und der Wissenschaftsladen Bonn.
Bürgerbeteiligung in CitizenLabs
Beispiele der Zusammenarbeit:
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In Workshops konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst aktiv werden und im Labor oder auf dem Campus eigene Bodenproben analysieren und bewerten. Mit Hilfe mobiler Analytik im Feld ist es möglich die Eigenschaften von Böden zu beschreiben. Die Hochschule nutzt die Ergebnisse zur Entwicklung von Maßnahmen zur nachhaltigen Bodennutzung in der Region Bonn/Rhein-Sieg.
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Wegwerfen oder reparieren? Bürgerinnen und Bürger ermittelten mit Forschenden anhand einer Ökobilanzsoftware ihren ökologischen Fußabdruck von Produkten.
- In Dialogformaten wurden allgemeinverständlich Fragen zur zukünftigen Energie- und Ressourcennutzung erörtert. Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Möglichkeit alternative Konzepte anhand von Demonstrationsanlagen und Praxisbeispielen zu erfahren und sich mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darüber auszutauschen.
Im Frühjahr 2022 waren die Bürgerwissenschaften an der Kinderuni der Hochschule mit mehreren Workshops beteiligt. Kinder von acht bis zwölf Jahren gingen bei der Veranstaltungsreihe aktuellen Forschungsfragen in den Bereichen Umwelt und Klimaschutz nach.
Im Mai 2022 war die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Veranstaltungsort für das Forum Citizen Science, einer jährlich stattfindenden Fachkonferenz für den Austausch und die Vernetzung der Citizen-Science-Community aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit Wissenschaft im Dialog und dem Museum für Naturkunde Berlin statt.
Im November 2022 wurde mit der Online-Ausstellung "Future Food Insekten - Nachhaltigkeit schmeckt" ein weiteres wichtiges Kooperationsprojekt mit dem Museum Koenig in Bonn umgesetzt. Zentrales Thema sind die Möglichkeiten nachhaltiger Ernährung durch Insekten.
Einige Formate der CitizenLabs werden auch in Zukunft vom Internationalen Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der H-BRS angeboten.
CitizenLab: 3D-Druck
Im Sinne der Nachhaltigkeit rücken ressourcenschonende Fertigungsmöglichkeiten bei der Herstellung von Bauteilen und Produkten in den Fokus. Eine große Rolle spielt beispielsweise der Leichtbau, der nur dort Material einsetzt, wo es aufgrund der wirkenden Belastungen benötigt wird. Vorbilder sind häufig biologische Strukturen, wie der Feinbau von Säugetierknochen oder Tragwerke nach Art der Verästelung von Bäumen. Dem Nachbau dieser Strukturen sind mit konventionellen Fertigungstechniken Grenzen gesetzt, die von der 3D-Drucktechnologie überwunden werden. Möglich macht das die nahezu uneingeschränkte „Geometriefreiheit“ dieses Verfahrens – fast jede geometrische Form ist herstellbar. Dies bedient einen wichtigen Trend der Fertigungstechnik – die Produktindividualisierung.
Das „CitizenLab: 3D-Druck“ machte die 3D-Drucktechnologie und die damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger der Region Bonn/Rhein-Sieg in seiner Breite erfahrbar. Gleichzeitig konnten die Forschenden der H-BRS den Wissensstand und den künftigen Bedarf der Bevölkerung in Bezug auf den 3D-Druck-Anwendungen ermitteln.
CitizenLab: Energie und Ressourcen
Die Energiewende sowie der nachhaltige Umgang mit Ressourcen betrifft uns alle – insbesondere aufgrund der klimapolitischen Vorgaben des Abkommens von Paris zur Eindämmung der Erderwärmung. Doch neben den globalen und nationalen Zielen der Klima- und Energiepolitik bekommen regionale Aspekte eine immer stärkere Bedeutung. Konkrete Veränderungen lassen sich effektiv lokal vorantreiben – passende Maßnahmen können eine große Wirkung entfalten und die ganze Region zum Vorreiter werden lassen.
Ein bewusster und schonender Umgang mit Energie und Ressourcen sollte in unserem Leben und unserer Region weiter gefördert werden. Das CitizenLab „Energie und Ressourcen“ verstand dies als Chance, um mit Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Handwerk und insbesondere mit den Bürgerinnen und Bürgern der Region zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen. Gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern und der Zivilgesellschaft unterstützte die H-BRS die Umsetzung theoretischer Grundlagen in die Praxis.
CitizenLab: Ökobilanz
Die Ökobilanzierung stellt eine wissenschaftlich fundierte Methode zur Bewertung der Umweltwirkungen eines Produktes dar. Die Ergebnisse von Ökobilanzen (englisch Life Cycle Assessments, LCA) helfen dabei zu erkennen, an welcher Stelle im Herstellungsprozess eines Produktes die meisten Umweltschäden verursacht werden. Produkte und Produktionsabläufe können hinsichtlich ihrer negativen Umweltwirkungen gezielt verändert werden. Ökobilanzen sind eine Entscheidungshilfe bei der Bewertung von Produkten beispielsweise hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit und somit bei der Vergabe von Siegeln (zum Beispiel Blauer Engel).
Gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern und in Zusammenarbeit mit Schulen wurden in diesem CitizenLab innovative Ideen zur Produktverbesserung entwickelt und im Hinblick auf ihre Umweltwirkung untersucht. Dabei ging es um die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Alltagsprodukten. Hierbei konnten die Beteiligten auf die Expertise der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der H-BRS zurückgreifen. Um Produkte hinsichtlich ihrer Umweltwirkungen zu bewerten, stand eine Ökobilanzierungssoftware zur Verfügung.
CitizenLab: Umweltlabor
Böden sind nicht nur Lebensraum für Bodenorganismen, Substrat für Pflanzenwachstum oder Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Sie besitzen viele weitere Funktionen, wie die Filterung von Regenwasser und die Pufferung/Bindung von Schadstoffen. Böden bilden die Basis von Siedlungen und Straßen und sind ein Archiv der Naturgeschichte. Unsere Böden sind in allen Bereichen des Lebens essentiell und bilden die Grundlage unserer Ernährung. Über landwirtschaftlich genutzte Flächen liegen bereits viele Informationen vor. Private Grünflächen sind hinsichtlich ihrer Ökosystemleistungen sehr unvollständig untersucht. Flächen wie zum Beispiel Hausgärten machen jedoch einen großen Teil der urbanen Landschaft aus. Mit der Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern, Schulen und Grünflächenämtern wird es möglich, die Böden besser zu verstehen und zu schützen. Eine Karte der Ergebnisse der 2020 gesammelten Bodenproben ist hier einsehbar.
Im „CitizenLab: Umweltlabor“ lud die H-BRS Bürgerinnen und Bürger aus der Region Bonn/Rhein-Sieg zur Teilnahme an Workshops und zur Mitwirkung bei wissenschaftlichen Erhebungen ein. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Untersuchung von Böden der Grünflächen im städtischen Umfeld, wie beispielsweise Böden aus Privat- oder Gemeinschaftsgärten, aber auch aus Parkanlagen und Erholungsflächen. Hierbei ging es vorrangig um den Einfluss dieser Flächen auf das Klima und die Biodiversität.
CitizenLab: SDG-Werkstatt
Die SDG-Werkstatt verfolgte als übergreifendes Teilprojekt der Bürgerwissenschaften das Ziel, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) regional und konkret zu bearbeiten – mit Bürgerinnen und Bürgern, der Stadtverwaltung und den Studierenden.
Ganz im Sinne einer Werkstatt, in der am Ende eines kreativen und anwendungsorientierten Gestaltungsprozesses Ergebnisse standen, sollten in der SDG-Werkstatt in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern und der Hochschule praxisorientierte Beiträge zu nachhaltiger Entwicklung erdacht und umgesetzt werden. Dies erfolgte in gemeinsamer Zusammenarbeit mit Initiativen der Region Bonn/Rhein-Sieg, lokalen Entscheidungsträgern, Forschungseinrichtungen und Studierenden. Die Möglichkeiten der verschiedenen CitizenLabs wurden genutzt, um gemeinsam Vorhaben zu realisieren, welche die nachhaltige Entwicklung stärkten. Dazu gehörten Workshops, gemeinsame Veranstaltungsreihen sowie Online-Tools zu Umfragen, Akteursvernetzung und digital gestützte Bürgerwissenschaft.